Proslovy předsedy České Händelovy společnosti |
Ansprache an die Mitgliederversammlung
der internationalen Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Händel-Freunde, erlauben Sie mir, daß ich Ihnen recht herzliche Grüße der tschechischen Händelianer überbringe! Zugleich bedanke ich mich im Namen des Vorstandes der Tschechischen Händel-Gesellschaft für Ihre freundliche Einladung zu den diesjährigen halleschen Händel-Festspielen. Am Eingang in den Saal haben Sie eine tschechisch- und englischsprachige Jubiläumsbroschüre überreicht erhalten. Dieses repräsentative Heft wurde im März 2000 aus Anlaß des 10jährigen Bestehens der Tschechischen Händel-Gesellschaft veröffentlicht und informiert in übersichtlicher Form über die wichtigsten und erfolgreichsten Aktivitäten der Gesellschaft in den Jahren 1990 bis 2000. Die Herausgabe der kostspieligen, künstlerisch höchst eindrucksvoll gestalteten Publikation wurde durch ein großzügiges Vermächtnis unseres am 18. November 1999 verstorbenen Mitglieds Herrn Eberhard von Haugwitz-Beerberg aus Steg in der Schweiz ermöglicht. Es wird besonders die anwesenden Hallenser interessieren, daß die Gattin des Verstorbenen, Frau Henriette von Haugwitz-Beerberg, eine Enkelin des verdienten halleschen Theaterdirektors Max Richards ist. Die größte Aufmerksamkeit wird in der Jubiläumsbroschüre selbstverständlich dem gemeinsamen langfristigen Händel-Opernprojekt der Tschechischen Händel-Gesellschaft und des jungen Barockensembles Cappella Accademica Praha gewidmet. Das Projekt, wie manche von Ihnen wissen, trägt den Titel "Meisterwerke der Barockoper - Georg Friedrich Händel und seine Zeitgenossen". Um dem Projekttitel gerecht zu werden, haben wir nach fünf Händel-Opern ("Rodrigo", "Lucio Cornelio Silla", "Il Pastor fido"/erste Fassung, "Imeneo" und "Flavio, Re de' Longobardi") nun - als neuzeitliche Weltpremiere - ein Werk eines bedeutenden Zeitgenossen Händels ins Programm aufgenommen: es handelt sich um die Oper "Orlando finto pazzo" (deutsch etwa "Roland oder Der vorgetäuschte Wahnsinn") von Antonio Vivaldi. Diese Oper ging im Jahre 1714 im Teatro San Angelo in Venedig zum erstenmal über die Bühne und außerhalb der Vivaldi-Zeit wurde nie mehr gespielt. Ihre Auferstehung wird sie, durch die Cappella Accademica Praha, unter der Leitung von Ondřej Macek, im historischen Waldsteinschen Schloßtheater zu Mnichovo Hradiště (Münchengrätz), etwa 90 km nordöstlich von Prag, in einer barocktreuen Inszenierung erleben, und zwar am 8., 9., 10. und 11. September dieses Jahres. Am 19. und 21. September folgt dann eine Gastproduktion in Venedig im Rahmen der "Feste Musicali per San Rocco", die als die ältesten Musikfestspiele der Welt bezeichnet werden. Man rechnet auch mit einer CD-Gesamtaufnahme. Wer von Ihnen an dem für die Tschechische Republik sehr ehrenvollen Kulturereignis im Schloßtheater zu Münchengrätz interessiert wäre, der wende sich zwecks weiterer Auskünfte an die Tschechische Händel-Gesellschaft. Es befinden sich unter Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, zweifellos auch manche Hallenser, die sich mit der Geschichte der Geburtsstadt Händels beschäftigen. Und in die Stadtgeschichte gehört natürlich auch die Frage der Vorfahren des verehrten Komponisten. Während die Ahnenlinie väterlicherseits schon detailliert ermittelt worden ist, herrscht bei der mütterlichen Linie noch ein erheblicher Mangel an Erkenntnissen, wobei am wenigsten das priesterliche Taustsche Geschlecht erschlossen ist. In der am 2. Januar 1731 gehaltenen Grabrede ("Leichen-Sermon") auf Händels Mutter, Dorothea Taust, von Johann Georg Francke lesen wir: "Der Herr Groß-Vater von väterlicher Seite war Herr Johann Taust, welcher bei den damahligen Religions-Troubeln und harten Verfolgung der Augspurgischen Confessions-Verwandten der reinen Evangelischen Wahrheit zur Liebe aus dem Königreich Böhmen entwichen, alle seine Güter nach der Vorschrift Christi Matth. 19,29 freywillig verlassen und lieber als ein privatus allhier zu Halle als in seinem Vaterlande in gutem Ansehen und grossem Vermögen leben wollen..." - Der betreffende Herr Johann Taust war Händels Urgroßvater, Vater von Händels Großvater, dem Giebichensteiner Pastor Georg Taust. Von Johann Taust wissen wir nur, daß er aus dem Königreich Böhmen stammte; sonst fehlen jegliche belegbare Spuren von seiner Herkunft und Familienverhältnissen. Unbekannt bleibt natürlich auch der Ort im Gebiet vom Königreich Böhmen, den Johann Taust, spätestens wohl im Jahre 1606, aus Glaubensgründen verlassen hatte. Um auf diese Fragen etwas Licht werfen zu können, bedarf es noch einer sorgfältigen Durchsuchung der vorhandenen archivalischen Dokumente in und um Halle. Wäre denn jemand von der halleschen Händel- oder Geschichtsforschung imstande, sich dieser anspruchsvollen Aufgabe anzunehmen? Eine Entdeckung in dieser Richtung würde nicht nur die spärlichen Anhaltspunkte zur Abstammung Georg Friedrich Händels von mütterlicher Seite ergänzen, sondern auch die zahlreichen tschechischen Händelianer erfreuen! Sehr geehrte Damen und Herren, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. |