Proslovy předsedy České Händelovy společnosti |
Ansprache an die Mitgliederversammlung
der internationalen erlauben Sie mir, daß ich Ihnen recht herzliche Grüße der tschechischen Händelianer überbringe! Zugleich bedanke ich mich im Namen des Vorstandes der Tschechischen Händel-Gesellschaft für Ihre freundliche Einladung zu den diesjährigen halleschen Händel-Festspielen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen die Tschechische Händel-Gesellschaft und deren bisherige Tätigkeit und Pläne, vor allem aber den Fortgang unseres langfristigen Händel-Opernprojektes, in Kürze vorstellen. Die Tschechische Händel-Gesellschaft wurde am 28. März 1990 in Prag als eine freiwillige und unabhängige Interessengemeinschaft gegründet, die sich um die breitestmögliche Propagierung des Werkes des Komponisten Georg Friedrich Händel bemüht. In Übereinstimmung mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und im Geiste des Humanismus macht sie die kulturelle Öffentlichkeit mit Händels Leben, Werk und Vermächtnis bekannt. Weiterhin beschäftigt sie sich mit anderen schöpferischen Aktivitäten des barocken Europa. Ebenso sucht sie nach eventuellen Zusammenhängen zwischen Händel und der böhmisch-mährischen Region. In der Anfangszeit ihres Wirkens konzentrierte sich die Tschechische Händel-Gesellschaft überwiegend auf Publikations- und Aufklärungstätigkeit. Mit dem Jahre 1993 beginnend verlegt sie den Schwerpunkt ihres Interesses immer mehr auf das Gebiet der Aufführung "lebendiger Musik" mit außergewöhnlicher Betonung auf den Opern und Oratorien Händels. An dem schon erwähnten langfristigen gemeinsamen Projekt Meisterwerke der Barockoper - Georg Friedrich Händel und seine Zeitgenossen beteiligen sich das junge Barockensemble Cappella Accademica Praha und die Tschechische Händel-Gesellschaft. Ziel dieses joint venture ist die aufeinanderfolgende Aufführung der Opern Händels und seiner bedeutendsten Zeitgenossen, wie zum Beispiel Alessandro Scarlatti, Agostino Steffani, Antonio Vivaldi, Giovanni Bononcini, Johann Joseph Fux. Auf der Grundlage des eingehenden Studiums des historischen Originals werden die einzelnen Titel von dem Ensemble Cappella Accademica in der wirkungsvollen Umgebung böhmischer und mährischer Schlösser und Paläste interpretiert, zunächst konzertant und in diesem Jahr zum erstenmal auch szenisch. In Aussicht genommen wird ebenfalls eine Zusammenarbeit mit anderen spezialisierten Musikensembles. Im Hinblick auf die Tatsache, daß nicht minder als 39 komplette Opern von Händel erhalten sind, hat man mit einem außerordentlich ehrgeizigen Projekt, einzigartig sogar im internationalen Maßstab, zu tun, dessen vollständige Realisierung einen Zeitraum von zwanzig bis dreißig Jahren erforderte! Ein bisheriger Höhepunkt im Verlaufe des Projektes soll sicherlich die szenische Aufführung von "Flavio" auf der Bühne des Städtischen Theaters in Děčín (deutsch: Tetschen) an der tschechisch-deutschen Grenze südlich von Dresden am 20. November dieses Jahres werden. Vorbereitet wird eigentlich die erste komplette stilgerechte Inszenierung einer barocken Oper in der Geschichte des modernen tschechischen Theaters. Das Ensemble Cappella Accademica spielt bekanntlich auf historischen Instrumenten. Die Spiel- sowie Singtechnik verfolgt in jedem einzelnen Detail die strengen Regeln der barocken Aufführungspraxis, wobei auch die in der Händel-Zeit übliche Gestik der in Barockkostümen bekleideten Darsteller in vollster Breite zur Geltung kommen wird. Also etwas ganz Neues in unserem Land, ein kühnes Experiment ohnegleichen. Die musikalische Leitung liegt wiederholt in den Händen von Ondřej Macek, dem Leiter der Cappella Accademica Praha; die Regie führt Herr Rudolf Felzmann, Direktor des Tetschener Städtischen Theaters. Diejenigen von Ihnen, sehr geehrte Anwesende, für die ein Sonderbesuch der geschichtsträchtigen ehemaligen gräflich Thunschen Residenzstadt Tetschen in Betracht käme, sind am 20. November im Publikum aufs herzlichste willkommen. Die Vorstellung beginnt um 19.00 Uhr. Das Bild unseres Projektes wäre nicht vollständig ohne eine Erwähnung der materiellen Verhältnisse. In dieser Hinsicht muß ich leider darauf aufmerksam machen, daß wegen der gegenwärtigen, äußerst gespannten wirtschaftlichen Lage in der Tschechischen Republik selbst die Existenz unseres langfristigen Händel-Projektes tatsächlich sehr gefährdet ist. Das betrifft ja auch die szenische Aufführung von "Flavio", weil das Städtische Theater zu Tetschen nicht über ausreichende, die Kosten der Opernaufführung deckende Finanzmittel verfügt. Wir müssen nach weiteren Zuschußquellen, besonders im Ausland, suchen. Trotzdem geben wir, als "echte Händelianer", die Hoffnung auf die Rettung eines einzigartigen Vorhabens nicht auf, das so erfolgreich und vielversprechend in die Wege geleitet worden ist. Sehr geehrte Damen und Herren, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. |